Der „Goaß Bass“
Von Ralf Glaser, Gröbenzell
“Die Idee zu einem Bass mit eingelassener Decke entstand aus den Hölzern, die dafür zur Verfügung standen. Eine einteilige Decke aus Schwarznuss, fein gemasert, aus dem oberen Teil des Stamms. Zu schmal, um ein Instrument komplett zu überdecken, zu charakterstark um einfach ein Teil anzuleimen. Und dann die Esche. Ein massiver Klotz mit starken Riegeln. 4,5 kg im Rohschnitt, so schwer wie ein ganzes Instrument. Dabei viel zu schön, um ein ungesehenes Dasein als Korpus-Rückseite zu fristen. Aber was, wenn man die Esche aushöhlt, um dann die Decke einzulegen und das eigentliche Korpus-Holz als Binding stehen zu lassen?
Der Name „Goaß Bass“ ist ein Wortspiel und zugleich eine Hommage an Bayern. Die „Goaß Mass“ (Goaß = Geise = Ziege) ist ein bayerisches Erfrischungsgetränk, bestehend aus Bier, Cola, Kirschlikör und Schaum, das man sich als „Mass“ einverleibt, dem typischen Einliter-Gebinde. Dessen Farbkombination erinnert stark an die hier verwendeten Hölzer: Esche, Nuss, Kirsche und Ahorn. Auch sind die Bäume, aus denen das Holz für diesen Bass stammt, allesamt in Bayern gewachsen und wurden dort zum Instrument.
Soweit die Idee, doch die Ausführung gestaltete sich schwierig. Alleine für den Korpus wären nach klassischer Vorgehensweise fünf Templates notwendig gewesen. Für die Außenkontur, die Decke als Positiv und Negativ, für Halstasche, Pickups, Chambering – schließlich das Innere sowie die Konturfräsung des Elektronikfachs. Christian von Gitabou verwendet jedoch für seine Templates einen ebenso einfachen wie genialen Kniff mit herausnehmbaren Puzzleteilen für Halstasche und E-Fach. Das brachte mich auf den Gedanken, das komplette Template für diesen Bass als Puzzle anzulegen.
Bei der Überprüfung der Zeichnung zeigte sich Christian skeptisch, ob ein so filigranes Template in der Praxis funktionieren könne. Ich nicht weniger, als ich die von ihm fertig gefrästen Teile vor mir liegen sah. Nach zwei Monaten Bauzeit voller Tücken wurde der „Goaß Bass“ dennoch fertig.”